21.05.2029 – Interview mit Ralf Giesecke
Zu Gast beim Sender „Medien TV“
Vor 10 Jahren haben sie Orlo Film gegründet, was waren ihre Beweggründe
damals?
In meinem ersten Beruf hatte ich etwas Leerlauf und dabei aber wenig Gestaltungsfreiraum. Aber eigentlich standen am Anfang kleine Geschichten, die erzählt werden wollten. Ohne eine Geschichte würde ich so etwas nie anfangen. Außerdem wollte ich meiner Tochter ermöglichen, als angehende Schauspielerin vor der Kamera zu stehen.
Und warum haben Sie den ersten Job nicht ganz aufgegeben?
Der eine Job dient der Lebenssicherung, der zweite dient der Kreativität. Ich bin finanziell abgesichert, deshalb brauche ich keine Werbeeinnahmen, keine Sponsoren und bin in der Filmproduktion absolut frei.
Am Anfang war der Kurzfilm, oder?
Ja, ich habe die Filme im Karlsruher Filmfestival gesehen und sofort gedacht, das kannst du auch. Viele Filme zeigen perfekte Bilder, aber erzählen keine richtige Geschichte, das wollte ich widerum nicht. Ich möchte nicht die Wirklichkeit dokumentieren, sondern andere durch Geschichten in die Welt der Fantasie führen.
Aber warum dann als Produzent? Warum haben sie nicht einfach nur Drehbücher
geschrieben und verkauft?
Das habe ich probiert, allerdings ohne Erfolg. Aber auch wenn mein erstes Drehbuch Unterstüzer gefunden hätte, so ist man dann doch in einem System gefangen und von Produzenten abhängig, die dann auch häufig die Geschichte einseitig im Hinblick auf die vermeintliche Verwertbarkeit zurechtstutzen wollen.
Was bedeutet das?
Zum Beispiel sieht man in vielen Filmen häufig Gewalt- und Sex-Szenen, außerdem viel Werbung, versteckt oder offen. Ich möchte Filme produzieren, die auch Kindern Spaß machen, mit viel Fantasie. Ohne moralischen Zeigefinger!
Aber ihr erster Film damals, der mit den Quallen, der will schon die Welt irgendwie
verbessern, oder nicht?
Ja, klar, am Anfang macht man erst mal etwas, was auch gut ankommt. Damals waren die Themen Umweltschutz und Plastikvermeidung eben gerade sehr aktuell. Die Bilder wären allerdings nicht beim Betrachter angekommen, wenn ich sie nicht in eine kleine schöne Geschichte verpackt hätte. Durch die Preisgelder hatte ich schließlich ein kleines finanzielles Polster, um überhaupt das nächste Projekt anzugehen.
Zum Schluss möchten wir sie noch nach ihren Zielen fragen für Orlo Film.
Einen erfolgreichen Kinofilm produzieren, das wär´s! Aber könnte ich das ohne meine Prinzipien zu verkaufen! So wie die Märchen früher möchte ich Geschichten erzählen, die man sich am Lagerfeuer weitererzählen kann. Ich suche eine neue Geschichte, die noch nicht hundertfach von anderen erzählt worden ist- und wenn ich die nicht finde, dann gibt’s halt keinen Film mehr.